Reise 2007: China
Shanghai / Souzhou / Hangzhou / Chongqing / MS East King / Fengdu /
Dreischluchten-Damm / Wuhan / Xian / Beijing / Chengde / Shanghai
Chongqing, 09.09.2007
Der Flug 3U 8914 bringt uns am frühen Morgen nach Chongqing. Für das
verpasste Frühstück werden wir reichlich entschädigt und genießen den
Service von 4 Stewardessen, da wir die einzigen Gäste in der gebuchten
Klasse sind.
Chongqing ist die größte Stadt Chinas, hat 36 Mio. Einwohner und wird von
nur einem Bürgermeister regiert. Über den technischen Fortschritt, der sich
auch hier wieder einmal offenbart, werde ich noch lange staunen. Es gibt
aber auch noch ein sehr altes Stadtviertel, das bewohnt ist und von
staatlicher Seite als Kulturgut subventioniert wird.
Mr. Bamboo. Das ist wirklich eine geniale Geschäftsidee, die Tradition hat
und der man einen Sinn für die moderne Technik ebenfalls nicht absprechen
kann. In der Bergstadt Chongqing wimmelt es von Transport-Aufträgen.
Grundpreis: 8 Yuan.
Die Altstadt verfügt auch über Telefon, TV und Internet, ebenso wie Wasser-
und Elektroleitungen. Die sind allerdings nachträglich außen verlegt und
sehen ziemlich abenteuerlich aus. Es gibt auch eine große schwarze Tafel.
Auf dieser werden seitens der Regierung Anordnungen und Verhaltensmaßregeln
für die Bewohner angeschrieben. Vielfach sind das Gesundheitshinweise und
Hygienevorschriften, denn hier gibt es eine Menge Ungeziefer, vor allem
Mücken.
Auf das Wohnviertel folgt ein Bereich mit Läden und Imbissständen, der sich
bis zum Fluss zieht und auch Porzellanstraße genannt wird. Es gibt aber weit
mehr als Porzellan.
Unser Besuch in der City fällt wegen andauerndem Regen eher kurz aus. Unser
Guide, Chili, führt uns jedoch in Kaufhäuser mit einem Angebot an
Luxusgütern, wie man sie im Westen nicht besser finden kann.
Unser Lunch besteht heute aus einer Spezialität der Stadt Chongqing, dem
Feuertopf.
Hierbei handelt es sich prinzipiell um eine Art Fondue. Es gibt jedoch 2
Arten von Brühe. Der innere Topf enthält die scharfe Pfefferbrühe, während
der äußere mit einer milden Brühe gefüllt ist. Zum Garen eingetaucht wird
alles Mögliche, angefangen von Fisch, Fleisch, Wurst, Glasnudeln, diversen
Gemüsesorten, Teigblättern etc. Für den besonderen Pfiff gibt es dazu eine
Tunke aus Sojasauce und Sesamöl.
Nun befinden wir uns an Bord der MS East King und haben uns in unserer
Kabine bereits eingerichtet.
Morgen früh legen wir ab. Ich kann es kaum erwarten.
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MS East King, 10.09.2007
Der chinesische Maler Deng Yonghong zeigt uns die Entstehung einer
Federzeichnung. Er wurde 1960 in Wuhan geboren. Der Künstler ist Mitglied
der China Artist Association Hubei und Vizepräsident der Jiang Nan Gallery
of Chinese Painting Research Association. Seine Kunstwerke verkaufen sich
bei in- und ausländischen Sammlern.
Beliebtes Motiv:
Eine der 4 schönsten Konkubinen des Kaisers.
Demonstration chinesischer Massagen.
'Safety Drill', die obligatorische Sicherheitsdemonstration unter Leitung
des philippinischen Managers. Daneben unsere Kabine und das Wellness-Team.
Mit unseren Tischnachbarn aus Wisconsin und Boston tauschen wir unsere
Eindrücke aus.
Jede Möglichkeit nutzen wir aus, um auf das 'Exploration Deck' zu gehen. In
die Schluchten einzufahren hat etwas besonders Mystisches. Dazu trägt sicher
auch der nicht enden wollende Nebel bei.
Landausflug nach Fengdu zum Besuch der Geisterstadt am Mingshan Tempel.
Der Mingshan-Berg hieß früher einmal Pingdu-Berg.
Nach den Biographien der Unsterblichen übten sich die Alchimisten Wang
Fangping und Yin Changsheng in der Erlangung der Unsterblichkeit. Unser
Off-Shore-Guide bereitet uns auf den Besuch der Herrscher des Himmels und
der Unterwelt vor.
Die Durchführung des Drei-Schluchten-Projektes bedeutet die Überflutung von
ganzen Landstrichen und erfordert die Umsiedlung von Millionen Menschen. Um
den Normalwasser-Speicherungsstand von 175 m zu erreichen, werden 2.800 ha
Ackerland, Obstgärten und Waldland von 20 Kreisen der Provinzen Hubei und
der Stadt Chongqing überschwemmt und 1,136 Mio. Einwohner sollen
"auswandern". Ein Drittel aller touristischen Sehenswürdigkeiten in diesem
Gebiet werden verschwinden. Die Geisterstadt soll nicht dazu gehören und als
besonders beliebte Touristenattraktion in Form einer Insel erhalten bleiben.
Außerdem werden neue Sehenswürdigkeiten an den Nebenflüssen des Yangtze
erschlossen.
Wir sind begeistert von dieser schaurig-schönen Tempelanlage, die uns die
farbenprächtigsten Fotomotive bietet.
Die MS East King und die Liantuo-Brücke.
Trotz des meist trüben Wetters lagen die Tages-Höchsttemperaturen bei 25 -
29°C.
MS East King, 11.09.2007
Nach unserer Fahrt durch die majestätischen Schluchten Qu Tang und Wu
steigen wir um auf eine Fähre, die uns in einer Stunde zu einer Sampan-Tour
auf dem Shennong-Fluss bringt.
Hier sitze ich noch ganz entspannt auf der Fähre, nicht ahnend, dass bald
ein Abenteuer beginnt. Zum Glück sehen wir endlich blauen Himmel und die
Gewässer sind nicht länger lehmfarben, wie der Yangtze uns das bisher
geboten hat.
Was wusste ich bisher vom Treideln?
Dabei sagte mir Jürgen, dass dies früher bei uns auch üblich war.
Die Boote der Tracker sehen ziemlich ramponiert aus, und die Tracker sind
offensichtlich ganz wilde Gesellen. Es gibt aber viele freundliche Hände,
die uns ins Boot helfen und mit Schwimmwesten versorgen. Einer Eingebung
folgend habe ich 10 Yuan für einen original-chinesischen Falthut investiert,
so dass ich vor der brennenden Sonne bestens geschützt bin.
Diese Bootsfahrt werde ich nie vergessen und nicht unsere liebenswürdige
chinesische Reiseleiterin, die mit glockenheller Stimme ein Liebeslied für
uns sang.
Rückkehr zur MS East King,
Emperor's Dinner.
Nun befinden wir uns in der Xiling-Schlucht. Es ist die größte der 3
Schluchten. Sie liegt dem Damm am nächsten. Von Nancy, unserem River-Guide,
erhalten wir jede Menge Informationen. Die technischen Details dieses
imposanten Projektes bleiben jedoch einer Spezial-Broschüre vorbehalten, die
wir uns gekauft haben.
Hier nur einige Gesichtspunkte und Vorteile:
Der Yangtze ist der längste Fluss Chinas und der drittlängste der Welt. Er
entspringt im tibetischen Hochland, fließt durch das Rote Becken, dann durch
die 3 Schluchten in der Nähe von Yichang und mündet bei Shanghai in das
ostchinesische Meer.
Auf seinem Weg durchfließt er dabei eine Fläche von 2 Mio. m². Statistiker
haben ermittelt, dass das einem Drittel des Lebensraumes des
1,3-Millarden-Volkes der Chinesen entspricht und 25 % ihres Ackerlandes. Der
Yangtze gehört außerdem zu den wichtigsten Binnenverkehrswegen Chinas.
Der wesentlichste Grund für den Bau des 3-Schluchten-Staudammes ist die
Verhinderung von Überschwemmungen durch Flutkontrolle. Im letzten
Jahrhundert sollen 3 Mio. Menschen zu Flutopfern geworden sein.
Des Weiteren sollen nach Fertigstellung 5% des gesamten Stromenergiebedarfs
erzeugt werden.
Durch den Stausee werden die Schluchten breiter und die Wassertiefe steigt,
so dass die Schiffbarkeit verbessert wird mit allen ökonomischen
Konsequenzen.
Übrigens, die ursprüngliche Idee zum Damm in der Region der 3 Schluchten
hatte Dr. Sun Yat Sen, der 1. Präsident der Republik China im Jahr 1919. Mit
den Arbeiten begonnen wurde jedoch erst 1993. Im Jahre 2009 rechnet man mit
der Fertigstellung dieses ehrgeizigen Projektes.
Von Nancy erfahren wir auch noch eine Einzelheit, die nichts mit dem
Staudamm zu tun hat, nämlich dass wir soeben das Xin Shan County Of Yi Chang
City passierten, mit herrlich grünen Mandarin-Orangen-Bäumen. Von dort
stammt eine der 4 berühmtesten Konkubinen des Kaisers mit Namen Wang Zhao
Jun. Das muss die Dame gewesen sein, die wir bei der Bilderausstellung von
Deng Yonghong bereits bewundern konnten.
Einfahrt in die TGP Ship Locks (Drei-Schluchten-Projekt-Schleuse)
Durchgangsdauer : mindestens 3 Stunden
Flusshöhe vor der Schleuse : 140 m
Höhendifferenz zwischen Ein- und Ausschleusen: zurzeit 62 m
Nach der Rückkehr zum Schiff heißt es nur noch Koffer packen und Abschied nehmen
von vielen netten Menschen, die uns hier begegnet sind. Es war auch ein
Kölner dabei, der Anfang der 60er Jahre nach Rhodesien und von dort aus nach
Kanada ausgewandert ist, wo er heute noch mit seiner kanadischen Frau lebt.
Die Welt ist ein Dorf!
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