Reise 2006:
Teil 2 - Vietnam
Vietnam
umfasst 331.363 km². Damit ist es fast so groß wie Italien. Ich finde, die
Form weist auch gewisse Ähnlichkeiten auf. Klimatisch lässt sich das Land in
3 Regionen aufteilen:
- den tropischen Süden mit den Ausläufern des Mekong
- das trockene Zentrum
- und den kühlen Norden zwischen dem Delta des Roten Flusses und der
Gebirgsgegend.
Saigon oder HO CHI MINH CITY, so die offizielle Bezeichnung, ist - 30
Jahre nach Kriegsende - wieder zu einem pulsierenden Wirtschaftszentrum
geworden. Früher sagte man: "Saigon ist Tag und Nacht lebendig.
Pferdekutschen sind unterwegs, wie am Fließband.
Die Menschen tragen Kleidung in den verschiedensten Farben." Heute sind
die Pferdekutschen verdrängt durch eine sich schnell bewegende Masse von
Motorrädern, Autos und Fahrrädern. In der Hauptverkehrszeit gibt es Staus
von mehreren Kilometern. Die Luft wird stickig. Viele Menschen tragen einen
Mundschutz. Das Tragen von Ärmelstulpen, das wir bei den weiblichen Fahrern
entdecken, hat allerdings damit zu tun, dass man nicht gebräunt werden
möchte und sich lieber die Blässe bewahren will. Unser Guide, Sang (wir
nennen ihn 'Chang') erzählt uns, das McDonalds Läden hier 'LOTTERIA' heißen,
wegen des etwas komplizierten Verhältnisses zu den USA. Ansonsten gäbe es
aber so gut wie keine Ressentiments mehr hier im Süden. Für den Norden könne
er das allerdings nicht garantieren. Die Vietnamesen haben den Hang zu
Fleiß und Improvisation. Auf Schritt und Tritt wird auf den Straßen
gehämmert, gebohrt, gehobelt und gefeilt, aber auch gekocht und gebrutzelt.
Mit Holzschemel, Luftpumpe und Wasserschüssel wird z.B. eine
Fahrrad-Werkstatt improvisiert.
In jedem Haus gibt es einen Laden im Erdgeschoss. Wir sind sehr beeindruckt
von der Geschäftstüchtigkeit und bekommen eine Idee, wie es denn möglich
war, dass sich ein napalmverbranntes Land nach so wenigen Jahren auf den
Weltranglistenplatz 2 der Reisexporteure katapultiert hat. Dabei gilt der
Reisanbau weltweit als die arbeitsintensivste und mühsamste Wirtschaftsform.
Meistens wird diese Tätigkeit von Frauen, noch dazu in gebückter Haltung,
ausgeübt, die außerdem noch ihren Haushalt versorgen und die Kinder erziehen
müssen. An der Betrachtung der Überbleibsel des Krieges kamen wir nicht
vorbei. Diese sind im Kriegsrestemuseum im 3. Distrikt ausgestellt.
Während seines 30-jährigen Bestehens wurde das Museum von über 10 Millionen
Menschen aus dem In- und Ausland besucht. Es gibt 8 ständige thematische
Ausstellungen sowie diverse Spezialkollektionen:
- Historische Wahrheiten, Gründe, Ursprünge und Verlauf der
Angriffskriege
- Spuren der Kriegsverbrechen und Folgen
- 'Requiem'. Dabei handelt es sich um eine Sammlung von Fotografien, die
von 134 Kriegsreportern (aus 11 Nationen) aufgenommen wurden. Alle
Reporter fanden im Vietnam-Krieg den Tod.
- Fotosammlung der japanischen Reporter Ishikawa Bunyo und Nakamura Goro
"Vietnam - War and Peace"
- US state-of-the-art Waffen, die im Vietnam-Krieg eingesetzt wurden
- Inhaftierungs-Systeme mit typischen Zellen, Camps und Folterwerkzeugen
- Relikte der internationalen Unterstützung für das vietnamesische Volk
in seinem Widerstandskampf
- Kinderbilder-Sammlung 'Krieg und Frieden'. Das Kinderbild von der
'Heilen Welt' hat mir besonders gefallen.
Soldaten und Zivilisten haben sich um den Erhalt des Hauptpostgebäudes
verdient gemacht.
Das Hauptpostgebäude wurde zwischen 1886 und 1891 im neo-klassizistischen
Stil erbaut. Es ist das größte Postgebäude in Vietnam. Ein Blick in die
Schalterhalle zeigt, wie wunderbar es in Stand gehalten wird. An den
Seitenwänden befinden sich zwei Landkarten von Saigon und Süd-Vietnam
während der Kolonialzeit.
Das verschnörkelte Rathaus, architektonisch dem Pariser 'Hôtel de
Ville' nachgeahmt, wurde von 1901 - 1908 errichtet. Im Vordergrund die
Statue von "Onkel Ho", der seine Landeskinder liebevoll im Arm hält.
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